Eine der ältesten Kulturpferderassen
Durch das Aufleben der klassischen Reitkunst in der Renaissance entstanden kaiserlich höfische Reitschulen, die auch eine Schlüsselrolle bei der Ausbildung im Hofreiten spielten. Unter Kaiser Karl VI. entstand im Jahr 1580 eine Pferdezucht in der Nähe von Lipica, Slowenien, bei der Pferde aus Andalusien zum Einsatz kamen. Die Zucht
Die Zucht der berühmten Lipizzanern in Piber, in der Steiermark, startete erst im Jahr 1920. Damals bekam Österreich nach dem Ersten Weltkrieg 97 der 241 in Laxenburg bei Wien und im Gestüt Kladrub beherbergten Lipizzaner zugesprochen. Mit ihrer Übersiedlung nach Piber glich ihr “Wohnort” eher wieder ihrem Ursprung in Lipica (Slowenien) und ist seither Heimat und Geburtsort der weltberühmten weißen Stars. Das Wissen der Spanischen Hofreitschule und des Lipizzaner Gestüts Piber um die Lipizzanerzucht wurde Ende 2022 ebenso wie die Hofreitschule selbst in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.
Im Reitstall | Foto: Flickr, Kevin O'Brien - CC-BY-SA 2.0Von dunkel zu hell
Anfangs wurde die Rasse noch als Spanische Karster bezeichnet, der Name Lipizzaner tauchte erstmals 200 Jahre später auf. Sie stellen eine Kreuzung von arabischen, spanischen und Berber-Pferden dar, die für ihre Anmut, Intelligenz und Ausdauer bekannt sind. Ihr markantes Fell haben sie allerdings nicht von Geburt an, anfangs ist es dunkel und wird erst zwischen 6 und 10 Jahren weiß. Dabei bleibt eines von 100 Lipizzanern dunkel, was Glück bringen soll. Einer Legende der spanischen Hofreitschule nach, soll die Hofreitschule bestehen bleiben, solange es mindestens einen solchen Glücksbringer gibt.
Ein Blick hinter die Kulissen | Foto: Flickr, Kevin O'Brien - CC-BY-SA 2.0Die Kunst des Hohen Reitens
In der Spanischen Hofreitschule kann man das Zusammenspiel von Mensch und Pferd erleben: die klassische Dressur. Sie stellt eine harmonische Verbindung zwischen Reiter bzw. Reiterin und Hengst dar und erfordert jahrelange Ausbildung und Hingabe. Insbesondere wird die Harmonie dadurch deutlich, dass sich Mensch und Lipizzaner durchgehend auf Augenhöhe gegenübertreten, wodurch die Pferde selbst bestimmen, wann sie bereit sind, Kunststücke zu erlernen. Die Pferde durchlaufen dabei eine sechsjährige Ausbildung, bis sie in der Schulquadrille eingesetzt werden und atemberaubende Manöver wie Levaden, Kapriolen und Piaffen ausführen können.Der Weg zum Bereiter oder zu Bereiterin
Nicht nur die Lipizzaner der Hofreitschule durchlaufen eine umfangreiche Ausbildung, auch wird den Reitern und Reiterinnen viel abverlangt. Alle Anwärter starten mit der dreijährigen Lehrlingsausbildung zum „Pferdewirtschaftsfacharbeiter“. Danach folgt, sofern ausgezeichnete reiterliche Fähigkeiten vorliegen, die zwei- bis vierjährige Ausbildung zum "Eleven". Während dieser Zeit erhält der Eleve eine Reitausbildung, lernt den Umgang mit den Lipizzanern sowie deren Pflege, aber auch die Geschichte und Tradition der Spanischen Hofreitschule. Mit dem Anreiten eines Junghengstes können sie diesen dann als „Bereiteranwärterin“ oder „Bereiteranwärter“ in der Schulquadrille reiten. Für die Ausbildung eines jeden Pferdes ist der jeweilige Bereiter selbst verantwortlich. Nach weiteren sechs Jahren kann erst der Bereiterrang erreicht werden. Nur wenige werden Oberbereiter; in der Spanischen Hofreitschule gibt es daher nur zwei.Die Morgenarbeit
Gäste können neben einer Vorführung auch bei der Morgenarbeit mit den Pferden zusehen. Bei dieser einmaligen Gelegenheit kann man das Zusammenspiel von Bereitern und Lipizzanern beobachten. Auch werden Lockerungsübungen sowie Übungen, die der Perfektion und Verfeinerung dienen, gezeigt. Ziel ist es, die Muskulatur der Hengste zu stärken, sodass deren natürlichen Bewegungen zu meisterhaften Figuren der Hohen Schule werden. Wer jedoch die klassischen Schulsprünge sehen möchte, muss eine der Vorführungen besuchen, da diese nicht Teil der Morgenarbeit sind.Der schönste Reitsaal der Welt
In der Nähe der Hofburg wurde damals eine offene Reit- und Turnierbahn genutzt, die sich bei Schlechtwetter allerdings als unbrauchbar erwies. Im Jahr 1681 wurde der Bau einer Reitschule in Auftrag gegeben, die jedoch in den darauf folgenden Türkenbelagerungen beschädigt wurde. Erst unter Kaiser Karl VI. folgte 1729 eine Winterreitschule, die von Johann Bernhard Fischer von Erlach entworfen und von dessen Sohn als Teil der Hofburg errichtet wurde. Anfangs wurde sie als kaiserlich-königliche Stadtreitschule bezeichnet, erst später erlangte sie den Namen Spanische Hofreitschule. Damals war die Nutzung der Hofreitschule ausschließlich dem Adel vorbehalten und diente zur Ausbildung der Reitkunst des Jungadels.