Die lange Entstehung
An der Stelle eines ehemaligen römischen Tempels begann 1386 der Bau des Doms, der sich über mehrere Jahrhunderte hinziehen sollte. Zwar wurde der Hauptaltar der Kathedrale bereits 1418 von Papst Martin V. geweiht, aber die Türme waren noch lange nicht fertiggestellt. Selbst als Bischof Karl Borromäus 1572 das gesamte Bauwerk einweihte, fehlten noch Teile der Fassade.78 Architekten
Als der Erzbischof Antonio da Saluzzo mit der Unterstützung des Herzogs Gian Galeazzo Visconti den Bau des Mailänder Doms begann, lud er 78 Architekten und zahlreiche Hofarchitekten ein, sich am Bau des Doms zu beteiligen. Dazu zählte auch Leonardo da Vinci, der seinen Entwurf jedoch zurückzog. Stattdessen wurde die imposante Arbeit von Amadeo und Dolce Buono übernommen. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel und mangels Finanzierung seitens der Politik hat der Dom heute zwar einen mittelalterlichen Kirchenschiff-Aufbau in Form eines Kreuzes, jedoch finden sich viele Stilbrüche, die auf Neugotik und Frühbarock hindeuten. Die Entscheidung für den international anerkannten gotischen Stil war zu dieser Zeit im italienischen Kirchenstaat ungewöhnlich, spiegelte jedoch den Ehrgeiz der Projektverantwortlichen wider, über nationale Grenzen hinauszublicken.
Die Türme des Doms dominieren die Piazza del Duomo | Foto: Unsplash, Alexander LiuDie Fertigstellung der Kathedrale
Als Napoleon sich 1805 zum König von Italien krönen ließ, beauftragte er die Weiterführung der Bauarbeiten am Mailänder Dom. Er behauptete, dass die Franzosen die Kosten des Projekts erstatten würden, jedoch passierte dies nie. Der Hauptteil des Doms wurde 1813 fertiggestellt, und Napoleon wurde auf einer der Spitzen mit seinem Abbild dargestellt. Damit waren die Bauarbeiten an dem Dom jedoch noch lange nicht beendet. Es folgten noch einige Statuen auf der Südseite des Doms und die ausdrucksstarken Glasmalereien, die auch heute noch die Besucher:innen beeindrucken. Zur Fertigstellung des letzten Tores kam es erst 1965, also fast 600 Jahre nach Beginn der Arbeiten im Jahre 1386. Dies war unter anderem dem Zweiten Weltkrieg geschuldet, in dem der Dom stark beschädigt wurde. Im Jahr 1986 wurde außerdem die Orgel des Doms restauriert, das größte Instrument dieser Art in ganz Italien, mit über 15.000 Pfeifen.
Die Madonnina des Mailänder Doms | Foto: Unsplash, Ayadi GhaithDas goldene Symbol Mailands
Auf einem der Türme erhebt sich die goldene Madonnina. Sie gilt für viele Menschen als ‘das Symbol’ der Stadt. Im Revolutionsjahr 1848 wurde an ihr die italienische Flagge gehisst, was zum Sieg gegen die österreichischen Truppen geführt haben soll. Wer vom 17. bis 22. März in Mailand zum Dom hinauf blickt, kann die Trikolore (die Flagge Italiens) im Griff der goldenen Madonnina sehen. Dieser Brauch wiederholt sich mehrmals im Jahr.Zahlen und Fakten
Pro Woche besuchen etwa 100.000 Menschen den Dom von Mailand. Mit einer Gesamtfläche von etwa 12.000m², einer Fassadenbreite von 61,5m und einer Höhe von 56m bietet sie Platz für bis zu 40.000 Personen. Sie ist die fünftgrößte Kathedrale weltweit und sogar die älteste von ihnen. Es ragen 135 Türme empor, auf denen sich jeweils eine biblische Figur befindet. Damit setzte die Kathedrale einen neuen Maßstab und hat die meisten Fialen (Fiale lässt sich vom italienischen Begriff foglia ableiten, der so viel wie Blatt oder Nadel bedeutet). Fialen sind aus Stein gemeißelte, schlanke, spitz auslaufende Türmchen. Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain, der im Zuge seiner vielen Reisen auch den Dom in Mailand besuchte, war 1867 angesichts seiner Besichtigung der Kathedrale so begeistert, dass er das Bauwerk ein "Wunder" nannte.Der Restaurierungsprozess
Heute liegt der Fokus der Arbeiten am Mailänder Dom weniger auf der Fertigstellung neuer Elemente, sondern vielmehr auf der behutsamen Restaurierung des bereits Bestehenden. Die Organisation Veneranda Fabbrica del Duomo trägt die Verantwortung für die Instandhaltung dieses beeindruckenden Bauwerks.