Mehrere Nachfolgebauten
Erstmals wurde der Dogenpalast im 9. Jahrhundert aus Holz am Rivo Alto errichtet und diente als Castello (Burg). Über die Jahrhunderte folgten Brände, Plünderungen und Aufstände, wodurch das Gebäude durch seine drei Nachfolgebauten verändert wurde und heute eine Kombination des gotischen Stils mit Elementen aus der Renaissance widerspiegelt. Unter der Regentschaft des Dogen Sebastiano Ziani wurde die Burg 1340 zum Gebäudekomplex mit Wohnräumen, Justizpalast und Sitzungssälen aus Stein umgebaut. Fortan diente der Dogenpalast als Sitz des gewählten Oberhaupts der Republik Venedig (des Dogen), die bis 1797 bestand.Die Nutzung
Zur Zeit der Dogen diente der Dogenpalast nicht allein als Residenz dieser, auch wurden Volksversammlungen zur Wahl des Dogen abgehalten. Zudem wurden hier, insbesondere zu Beginn des 13. Jahrhunderts, als das Prozessverfahren der römisch-katholischen Kirche gegen Gotteslästerer entstand, Gefangene gehalten, befragt und teilweise sogar öffentlich hingerichtet. Nach 1797, als die Republik Venedig aufgelöst wurde, waren Ämter und Institutionen unter der französischen bzw. österreichischen Herrschaft hier ansässig. Seit der Restaurierung des Dogenpalastes zum Museum im Jahr 1923 ist dieses öffentlich zugänglich.
Im Innenhof des Dogenpalastes | Foto: Flickr, Sergiy Galyonkin - CC-BY-SA 2.0Das Dogen-Prestige
Die Dogen waren die Vorsitzenden der Republik Venedig von 726 bis 1797. Sie wurden vom venezianischen Adel auf Lebenszeit gewählt. Ihre Macht wurde im Laufe der Zeit aber beschränkt, da sie gewisse Funktionen an andere Beamten oder Komitees abtreten mussten. 1796 wurde Venedig von Truppen Napoleons besetzt, die die Herrschaft der Dogen beendeten. Obwohl frühe Dogen oft versuchten, ihren Sitz an einen Sohn oder Verwandten weiterzugeben, war dies später aufgrund bestimmter Regeln nicht mehr möglich. Trotzdem sorgten die kleinen Kreise des venezianischen Adels dafür, dass die Dogen üblicherweise aus einer Handvoll miteinander verwandter Familien stammten.
Il Paradiso | Foto: Flickr, Dennis Jarvis - CC-BY-SA 2.0Größtes Tafelbild der Welt
Während der Ära der Dogen zierten unzählige wundervolle Gemälde die Wände des Palastes, die auch heute noch bestaunt werden können. Zu den beeindruckendsten Künstler zählen Tintoretto und Paolo Veronese, die in ihren Kunstwerken die einstige prunkvolle Republik wiedergeben. Auch findet sich in der Galerie das einst größte Ölgemälde der Welt, Paradies von Jacopo Tintoretto. Als größtes Ölgemälde wurde dieses allerdings vom Werk Ball Story des Künstlers Emad Salehi zum Anlass der Fußball WM in Katar abgelöst.Das Herz des Palastes
Durch die Porta della Carta und den Arco Foscari Gang gelangt man in den Innenhof des Dogenpalastes. Dieser wurde für Amtshandlungen, Feste, Versammlungen und Turniere genutzt. In der Ecke des Hofes befindet sich auch die Kapelle San Nicolò, die eigens für den Dogen errichtet wurde. Von hier aus führen zwei bedeutsame Treppen, die Scala d'Oro und die Scala dei Giganti in das Obergeschoss und in die Privaträume des Palastes.Die Räume des Palastes
Die Appartements des Dogenpalastes dienten sowohl für öffentliche als auch private Veranstaltungen, die private Nutzung war dabei allerdings nur den Dogen und deren Familien vorbehalten. Die luxuriösen Gemächer befinden sich in den oberen Stockwerken des Palastes. Augen auf - bei einem Besuch des Palastes sollte man nicht nur auf die architektonischen Details, sondern auch auf die aufwändig bemalten Decken achten! Zu den wohl beeindruckendsten Räumen des Palastes zählen das Erizzo-Saal (Sala Erizzo), das Scudo-Zimmer (Sala degli Scudieri), das Stucchi-Zimmer (Sala degli Stucchi), die Scharlachrote Halle (Sala degli Scarlatti) und der Schildsaal (Sala dello Scudo). Der Saal des Großen Rates (Sala dell’Udienza) nimmt dabei eine besondere Stellung ein, hier wählte einst das Volk den Dogen.Schaurige Gänge
Seit dem 12. Jahrhundert waren im Dogenpalast dunkle und feuchte Gefängnisräume eingerichtet, die sich in zwei getrennten Gebäudeteilen befanden, in denen Staatsgefangene und Hochverräter gehalten wurden. Sie sind durch die Seufzerbrücke verbunden, die 1600 errichtet wurde, um die Gefangenen zum und vom Palast wegzubringen. Die Legenden besagen, dass den Gefangenen beim Blick auf die Stadt durch die Fenster der Brücke Seufzer entwichen. Damals wurden die Gefängnisräume auch als Pozzi (“Brunnen oder Quelle” oder kleine, feuchte und wenig belüftete Zellen) oder als Piombi (Zellen der Gefängnisse, die ihren Namen von den Dächern aus Bleiplatten haben) bezeichnet. Wenngleich ein Ausbruch aus dem Gefängnis aufgrund der kleinen Gitterfenster unmöglich schien, gelang Giacomo Casanova die Flucht, der die schrecklichen Zustände in den Piombi beschrieb.