Der kontinuierliche Wiederaufbau
Im Jahr 360 n. Chr. wurde die erste Hagia Sophia aus Holz erbaut, die nach einem Aufstand niederbrannte. Die Kirche wurde daraufhin 415 n. Chr. von Grund auf neu errichtet, diesmal wurde vorwiegend Marmor benutzt, jedoch konnte auch diese einem Aufstand nicht standhalten. Die Hagia Sophia, wie sie uns heute bekannt ist, wurde nach nur sechs Jahren Bauzeit 537 n. Chr. fertiggestellt und sollte die größte Kirche der Welt werden, die sie auch knapp 1000 Jahre lang blieb. Aufgrund vieler Erdbeben, die auch die Kuppel zum Einsturz brachten, folgten mehrmalige Verbesserungsarbeiten, die das Gebäude stärken sollten.Ihre vielfältige Nutzung
Die Hagia Sophia wurde ursprünglich als griechisch-orthodoxe Kirche erbaut, später wurde sie als katholische Kathedrale genutzt. Als das damalige Konstantinopel durch die Osmanen erobert wurde, widmeten sie diese dann 1453 zu einer Moschee um. Dabei durften Elemente, die mit dem Islam vereinbar waren, bleiben, andere wurde schlichtweg mit Mörtel überdeckt oder zerstört. Kreuze wurden demontiert und die Glocke aus dem Turm entfernt, auch folgte die Errichtung der ersten Minaretten (Minarett ist ein erhöhter Standplatz oder Turm für den Gebetsrufer bei oder an einer Moschee) sowie eines Mihrabs (ein Mihrab ist die islamische Gebetsnische in Moscheen, die die Gebetsrichtung anzeigt). Bereits 1453 wurde je ein Minarett an den Flanken der Kirche erbaut. Zwei weitere Türme kamen in den folgenden Jahrzehnten hinzu, die beiden ältesten wurden jedoch 1573 abgebrochen und durch neue ersetzt, so dass das Gebäude heute von vier Minaretten umgeben ist. Auch wurden 7,5 Meter große, runde Holzschilder, die den Namen des Propheten Mohammed zieren, angebracht, diese sind noch immer die größten der Welt.
Mosaike in der Hagia Sophia | Unsplash: Raimond KlavinsDer heutige Wandel
Nachdem der Entschluss gefasst wurde, die Hagia Sophia in ein Museum umzuwandeln und die Nutzung als sakrales Gebäude zu verbieten, blieb sie zwischen 1931 und 1935 der Öffentlichkeit verschlossen. Während dieser Zeit wurden einige Elemente der damaligen Zeit freigelegt, um die verschiedenen Epochen der Geschichte der Hagia Sophia beleuchten zu können. So kamen verloren geglaubte christliche Mosaike wieder zum Vorschein, auch wurde durch die Entfernung des Teppichs der Mamorboden freigelegt. Seit 2020 ist die Hagia Sophia wieder eine Moschee und für Besucher geöffnet.
Die Kuppel der Hagia Sophia | Unsplash: Raimond KlavinsDas Herzstück
Nicht allein wegen ihrer bewegenden Geschichte ist die Hagia Sophia einzigartig - sie ist das Ergebnis eines Plans, der weder Vorbilder hatte noch nachahmen sollte. Geplant wurde die gegenwärtige Form von den Mathematikern Isidor von Milet und Anthemios, die den Fokus auf den Bau einer riesigen Kuppel mit einem Durchmesser von über 30 Metern legten. Die Kuppel sollte den eckigen Raum krönen: das Licht, das durch die Fenster dringt, die die goldene Kuppel umrahmen, lässt diese schweben und verstärkt das Sinnbild eines Himmels. Sie sollte von nur vier Säulen getragen werden, ein Vorhaben, das zuvor von keinem gewagt wurde! So entstand ein Bauwerk, das die damaligen technischen Möglichkeiten ausreizte und als Inspiration für künftige Moscheen auf der der ganzen Welt diente.